Konzeller Originale

Leben, Taten, Meinungen und Äußerungen von seltsamen Leuten. Der Wahrheit nacherzählt von Hans Hofmann sen.

Vorwort
Originell sein ist eine Kunst, die man nicht erlernen kann. Originalität ist angeboren, ist ein Zusammentreffen verschiedener Erbanlagen und kann durch keine Spitzfindigkeit des Geistes ersetzt werden. Eben dadurch werden diese Menschen populär, weil ihre Seltsamkeiten und Eigenarten vom Volke verstanden werden. Unbewußt vielleicht fühlt man, daß es sich hier um seit Generationen schlummernde, jäh hervorbrechende Urkräfte handelt. Besonders dort, wo sich der Kern der früheren Volksstämme ziemlich rein erhalten hat, wo durch Ungunst des Klimas oder des Bodens die Menschen mehr oder minder abgeschlossen lebten und noch leben, ist die Zahl der Originale am höchsten. Dies trifft besonders auch auf den Bayerischen Wald zu, wo es eine Menge solcher eigenartiger Leute seit jeher gegeben hat und auch heute noch gibt. Wie überall, unterscheidet man unter diesen zweierlei Gruppen, jene, die, wie der Volksmund sagt, ein Radl zuviel oder zu wenig haben und deshalb arme Teufel sind und in solche, die in unbekümmerter Urwüchsigkeit handeln und reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, aber sonst mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Die Ausdrucksweise der bayuwarischen Sprache, hat für diese Originale eine Menge Bezeichnungen, die jeweils eine besondere Art derselben kennzeichnen, es gibt da: Kolfakta, Schliffeln, Zwickeln, Knispeln, Schlankeln, Zwifeln, Klacheln, Drilles und Knickeln, bei den Weiberleuten: Muatschna, Loas, Noina, Tratschn, Zwergstacha, Ziefa und Gnanga. Es dürfte interessant und auch vom volkstümlichen Standpunkt aus dankbar sein, das Verständnis für diese Originale zu wecken und ihre erheiternden oder auch merkwürdigen Aussprüche zu erhalten, und im Andenken und in der Erinnerung des Volkes weiterleben zu lassen. Da es sich nur um wahrheitsgetreue Taten handelt, hoffe ich auch, niemanden zu beleidigen. (Der Verfasser)

Der Bachmeier Michl
Ein sonderbarer Kauz war der Bachmeier Michl von Denkzell, an den ich mich noch gut erinnern kann. Er war ein großer Liebhaber des edlen Gerstensaftes und vergaß im Wirtshaus gar oft aufs Heimgehen. Im Wirtshaus führte er das große Wort und wenn er eine gewisse Anzahl von Bierkrügen geleert hatte, sprach er nur mehr Hochdeutsch. War ein Gast anderer Meinung als der Michl, so meinte er nur noch mitleidig: "Ha, da müaßt i lacha !" Oft aber wurde er selbst verlacht, denn so großspurig er im Wirtshaus tat, soviel Angst hatte er vor dem Alleingehen bei Nacht. Wurde er deswegen gehänselt, so sagte er wichtig: "Ja, ös könnts leicht reden, ös habts halt noch nicht erlebt, was ich alles gesehen hab. Wenn es euch nur halb soviel owaitzen tät, wie es mich schon hat, ös gehets kaum mehr zur Haustür raus." Da es bei ihm aber immer späte Nacht wurde, bis er ans Heimgehen dachte, zahlte er gerne eine oder mehrere Maß Bier für eine Begleitung, notfalls gab er sich auch mit einer Laterne zufrieden. Einst, in einer hellen Mondnacht, zogen ihn seine Kumpane wieder mächtig wegen seiner Angst auf. Endlich erklärte er sich bereit, ohne Licht, aber mit einem geladenen Jagdgewehr allein nach Hause zu gehen. Vorsorglich hatte der Jäger die Flinte nur mit Pulver und viel Papier geladen. Als Bachmeier endlich seinen Heimgang antrat, eilten ihm seine Genossen auf einem kürzeren Weg voraus und bewarfen ihn im Walde mit Kartoffeln. Bachmeier warf die Flinte weg, ohne einen Schuß zu tun und rief händeringend: "Mei unser liabe Frau und alle Heiligen, helfts mir. I bin ja bloß der Bachmeier Michl und hab mein Lebtag niemanden was tan." Erst das Gelächter seiner Spezln brachte ihn zur Besinnung. So furchtsam Bachmeier bei Nacht war, so einfallsreich war er in der Bierlaune, wobei er aber oft über das Ziel weit hinausging, so daß er mehrmals einige Tage Haft wegen groben Unfugs absitzen mußte. Das machte Bachmeier aber nicht viel aus. Der Gefängniswärter von Mitterfels kannte seinen Pappenheimer schon gut und beschäftigte ihn mit Maulwurffangen im Hausgarten. Deshalb meinte Bachmeier, wenn er mal wieder einen Strafbefehl bekam: "Muaß i halt wieder naus nach Mitterfels zum Schern fanga, dös is scho zum Aushalten, dös war der Fug (Unfug) scho wert." Einmal war Bachmeier in Straubing zum Ferkelkaufen. Natürlich hatte er wieder ziemlich tief in den Maßkrug geguckt und torkelte etwas unsicher aus der Gasthaustüre heraus auf den Stadtplatz. Wie das so üblich ist, blieben ein paar Gaffer stehen und sahen ihm nach. Das reizte den Michl und gleich hatte er den Entschluß gefaßt, eine seiner bekannten Possen zu spielen. Er blieb stehen und bohrte mit seinem Knotenstock in eine Fuge des Pflasters. "Drin is er und raus muß er!" sagte er dabei vor sich hin. Ja, was denn? fragten die Zuschauer, deren bereits eine ganze Herde geworden war. Der Michl gab keine Antwort und bohrte weiter. Die Zuschauer wurden immer mehr und mehr - der Michl bohrte unentwegt weiter und murmelte: "Drin is er und raus muß er!" Endlich kam ein Schutzmann vorbei um den Grund des Auflaufes zu erforschen. Da ließ der Michl einen fahren und erklärte der Menschenmenge freudig: "Hab ichs euch denn nicht gleich gesagt, daß er drinn is und raus muß!" Teils lachend, teils schimpfend entfernten sich die Leute. Der Michl hatte aber wieder drei Tage wegen groben Unfugs weg.

Der Franzschneider Michl
Originell in seiner Art war auch der Franzschneider Michl von Konzell, der Ende des vorigen Jahrhunderts lebte. Er bewirtschaftete ein mittleres Anwesen und liebte den edlen Gerstensaft gar sehr. So blieb er mit seiner .Arbeit immer etwas im Hintertreffen, was den Michl aber nicht störte. "San no mehr Tag drunt in Österreich" meinte er nur. Auch mit dem Bezahlen von Steuern, Abgaben und Rechnungen eilte es ihm nie. "Schulden und Schaf laufen nicht davon" pflegte er zu sagen. Gerne war er zu allerlei Schwänken bereit. Frühmorgens ging er einmal zum Viehmarkt nach Viechtach. Wie es bei den Bauern damals Brauch war, zog der Michl bald die Schuhe aus und hängte sie über die Achsel, um sie zu schonen. Einen Knotenstock in der Hand und im Werktagsgewand, sah er nicht besonders stattlich aus und so war es nicht allzu verwunderlich, daß kurz vor Viechtach ein junger, übereifriger Gendarm den Michl für einen Handwerksburschen hielt und ihm nachging. Michl merkte natürlich sofort was los war und ging schneller, Worauf der Gendarm zu laufen anfing. Nun lief der Michl ebenfalls auf ein Gebüsch zu, schlüpfte in dieses hinein und zog die Hose herab und begab sich in Hockerstellung. Atemlos kam der Gendarm herbei. Wo haben Sie Ihre Papiere?" rief er dem Michl zu. "I brauch koa Papier, i nimm grad an Büschel Gras dazu her" entgegnete seelenruhig der Michl. Ein andermal überraschte Michl den Nachtwächter, wie dieser an seinem Spieß gelehnt, fest schlieft. "He, Wastl, brenna tuats!" rief Michl. Wo denn?" fuhr der Nachtwächter erschrocken in die Höhe. "In der Höll unten!" belehrte ihn der Michl und lachte sich eins. Da seine Frau früh verstarb und ihm nur eine Tochter hinterließ, die sich gut verheiratete, verkaufte Michl sein Anwesen und zog sich ins Austragshaus zurück, wo ihm seine Schwester, die Annamirl, das Hauswesen führte. Diese überlebte den Michl noch um viele Jahre und starb als steinaltes Weiblein.

Der Hadersepp
Ein Original besonderer Art war der Abdecker Josef Zankl von Zierling, kurzweg der "Hadersepp"'genannt, der erst vor einigen Jahren gestorben ist. Er war sehr tüchtig in seinem Beruf und holte sich trotz seines hohen Alters das gefallene Vieh aus weitester Umgebung zusammmen. Nach altüberlieferten Rezepten bereitete er allerlei Haus- und Heilmittel und so kurierte er Menschen und Vieh, soweit sie sich ihm anvertrauten. Aber auch auf allerlei Sympathiemittel verstand sich der Sepp, das Abbeten von Krankheiten und besonders das Abbeten der Warzen waren seine besonderen Spezialitäten. Rat und Hilfe wußte er in allen Fällen, und als einmal ein Bauer auf einer abgelegenen Einöde starb, zeigte es sich, daß kein Weihwasser vorhanden war. Kurz entschlossen weihte der Hadersepp selber eines. Nun aber wurde diese Sache doch ruchbar und der alte Herr Pfarrer Stury von Rattenberg nahm den Frevler schwer ins Verhör. Aber er kannte seinen Pappenheimer und gegen das Versprechen, so etwas nicht mehr zu tun, konnte der Hadersepp wieder gehen. Aber er war doch ein eifriger Christ, kaum eine Wallfahrt nach Altötting versäumte er und bei allen Beerdigungen im weitesten Umkreis war auch der Sepp dabei. Eine besondere Schwäche hatte der Sepp für Orden und Ehrenzeichen. Bei den Veranstaltungen des Veteranenvereins trug er mehrere Denkmünzen stolz auf der Brust, deren Sinn und Herkunft aber nicht gut feststellbar waren. Körperlich gesund und geistig rege, wurde der Sepp 90 Jahre alt.

Der Stockergirgl
Der Stockergirgl von Eckstall war noch einer vom alten Schlag. Er lebte so um die Jahrhundertwende und starb erst in den Zwanzigerjahren im hohen Alter. Mit den Neuerungen und Fortschritten hielt er es gar nicht, sondern blieb lieber beim Alten. Die vielen Hecken und Sträucher in den Feldern und Wiesen ließ er stehen, denn das abfallende Laub erschien ihm als Streu wichtiger zu sein als der sonstige Ertrag. Mit seinen 4 Kühen fuhr er vierspännig im Joch, obschon niemand anderer mehr dieses Marterinstrument für die Zugtiere benützte. Auch sonst hielt er sich stets an die arten Bauernregeln und ging unter keinen Umständen von diesen ab. Seine Frau war ihm schon sehr früh gestorben und so schaffte er mit den 4 Töchtern viele Jahre weiter. Da das Anwesen nicht zu viel Ertrag lieferte, gingen gingen immer zwei oder drei Töchter in fremde Dienste. Wie es nun einmal im Leben so ist, geschah es, daß die Töchter dem Vater ledige Kinder nach Hause brachten, worüber dieser wohl grantelte, aber schließlich immer wieder gute Miene zum bösen Spiel machte und die Kinder großzog. Eines Tages kam nun der Herr Pfarrer zum Girgl und kritisierte: "Ja Girgl, dös is scho allerhand mit deine Mädel, da mußt du als Vater die Verantwortung tragen. Da mußt du anders auftreten." Der Girgl aber wurde störrisch: "I kann doch nöt mit jeder mitlaufen und die Hand darüber tun. Und überhaupt, was ists denn nacha schon? Ham ja a so a nichts Gutes die Dirndla, muß ma ihnen halt dö Freud lassen."

Der Sylvest
Um das Ende des vorigen Jahrhunderts lebte in Konzell ein etwas boshaftes Original, der Sylvest. Es war seine größte Lust, wenn er die Zeitgenossen zum Narren halten und tüchtig foppen konnte. Wenn dann noch dazu ein Vorteil für ihn selbst heraussprang, so freute er sich doppelt. Die Leute waren aber auf Sylvest nicht gut zu sprechen, denn er war ein sehr fauler Kerl, der ehrlicher Arbeit gern aus dem Wege ging, nur leichtere Gelegenheitsarbeiten machte und nebenbei bettelte und schacherte. Einmal erbot er sich, einem biederen Handwerksmeister eine Fuhre Stockholz zu machen. Am Samstag kam er dann zum Meister hemdärmelig und schwitzend. "Zwei Fuhren Stockholz hab ich dir gemacht und möcht halt gern meinen Lohn!" erzählte er dem Meister. Anstandslos zahlte ihm dieser den vereinbarten Lohn aus, als er aber das Holz abholen wollte, war keines vorhanden. So machte er mehrmals Betrügereien, einige ließen den Sylvest einsperren, die anderen sagten sich bloß einmal und nicht wieder. Einmal aber gab der seiner Zeit sehr geschätzte Chirurg Schwarzer von Konzell dem Sylvest einen nachhaltigen Denkzettel. Der Sylvest hatte in einer finstern, stürmischen Nacht den Chirurgen aus dem Schlaf geweckt: "Schnell, Herr Schwarzer, die Bäuerin von Grub ist plötzlich schwer erkrankt, sie sollen sofort kommen" rief er dem aus dem Fenster schauenden Chirurgen zu. Schnell kleidete sich dieser an und ging trotz des Unwetters und der schlechten Wege zu dem 1 1/2 Stunden entfernten Hofe, wo er alles in tiefem Schlafe traf. Schwarzer war von Sylvest genarrt worden und so sann er auf dem Heimweg auf Vergeltung. Um Sylvest nicht mißtrauisch zu machen, tat er, als hätte er diesen in der Nacht nicht erkannt, dann aber sagte er wie beiläufig, er könne sich mal eine abgelegte Hose holen. Das ließ sich der Sylvest nicht zweimal sagen und so kam er gleich mit in Schwarzers Wohnung. Na, Sylvest, meinte Schwarzer, probier die Hose mal, ob sie dir auch paßt! Gehorsam zog Sylvest die seine aus und wollte in die geschenkte Hose schlüpfen. Aber o Mißgeschick - Schwarzer hatte den richtigen Moment abgepaßt und Sylvest regelrecht übers Knie gelegt und klatsch, klatsch, sauste ein spanisches Steckerl auf des Sylvests nacktes Hinterteil. So, das war für deine Unverschämtheit, belehrte ihn Schwarzer. Ein andermal kannst mich wieder foppen, wenn du noch Lust dazu hast! Hoch und teuer verschwor es aber der Sylvest, Schwarzer je wieder zu foppen, denn der war ihm doch etwas zu schlagfertig gewesen.

Der Schuhbauern Gangerl
Ein seltsamer Kauz war der Schuhbauern Gangerl von Ichenberg, der um die Jahrhundertwende lebte. In seinen jungen Jahren war er nach Amerika ausgewandert, aber das hastige Leben in diesem Erdteil war nicht nach seinem Geschmack. Deshalb ging er nach einigen Jahren wieder in die Heimat zurück und kaufte sich ein kleines Anwesen, das er allein bewirtschaftete. Zum Heiraten hatte er keine Lust und so lebte er wie ein Einsiedler in seinem etwas abgelegenen Hause. Er tat seine Arbeiten allein, kochte sich selber seine höchst einfachen Speisen und flickte sich auch seine Kleider selbst. Daß er dabei sehr verwahrloste, versteht sich von selbst. Aber auch sein Haus kam im gleichen Maß herunter und allmählich regnete es zum Dache herein in die dürftige Wohnstube. Der Gangerl aber flickte sich das Hausdach nicht, sondern setzte sich bei Regenwetter einfach unter den Tisch. Die zerbrochenen Fenster verhängte er bloß mit Lumpen und der Qualm des rauchenden Ofens konnte durch die zerbrochene Türe abziehen. Im strengen Winter hatte er Angst, daß ihm seine Kuh im Stalle erfrieren könnte, weil der eisige Wind durch zu viele Risse hereinpfiff. Kurz entschlossen siedelte er selbst zu der Kuh in den Stall über und stellte dort auch den Ofen auf. So hatten es beide warm, aber es hatte auch einen Nachteil. Gangerl konnte dem rauchenden Ofen ausweichen, die Kuh aber war angekettet und mußte jämmerlich ersticken. Nun kam für den Gangerl eine schlechte Zeit. Eine neue Kuh zu kaufen, fehlte ihm das Geld und so frettete er sich mit der Hilfe einiger Nachbarn recht und schlecht durch bis ihn eine Krankheit aufs Totenbett warf. Ein Nachbar erwarb die Grundstücke, das Haus aber war so baufällig, daß es nicht mehr zu reparieren war und abgebrochen werden mußte. Der Schuhhauern Gangerl hatte noch eine Schwester, die ebenfalls in unserer Gemeinde ein Anwesen und zwar in Höfling besaß. Auch diese, die alte "Raidin" genannt, war nicht verheiratet und sonderbarerweise war sie fast das genaue Gegenstück zu ihrem Bruder. Aber auch ihr Haus verfiel noch zu ihren Lebzeiten und wurde nach ihrem Tode völlig abgebrochen.

Der Kramer Augustin
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte in Konzell der Kramer Augustin. Er war ein Sohn des sogenannten Kirchenkramers und schon in seiner Jugend zu allerlei losen Streichen bereit. Trotz oder gerade wegen der Strenge seines Vaters war er stets der Rädelsführer, wenn die Knaben irgendwelche Jugendstreiche vollführten. Als später ein Bruder das Anwesen übernahm, blieb Augustin als Knecht hei ihm und fand trotz der schweren bäuerlichen Arbeit immer wieder Zeit zu beweisen, daß er seine unbändige Kraft nicht erschöpft habe. So machte einmal ein Bauer große Augen, als er eines Morgens auf seinem Hausdache einen vollbeladenen Düngerwagen stehen hatte. Der Augustin hatte während der Nacht in mühevoller Arbeit den Wagen zerlegt, auf dem Dache dann wieder zusammengestellt und mit Körben den Mist hinaufgeschafft und sauber eine Fuhre geschichtet. Auf einem anderen Hof erschrak die Bäuerin, als sie am frühen Morgen die Haustür öffnete. Der Augustin hatte einen grollen Bottich mit Wasser gefüllt und diesen, auf einigen Ziegelsteinen stehend, an die Tür gelehnt. Als die Türe geöffnet wurde, kippte der Kübel um und das Wasser ergoß sich in den Hausflur. Wieder ein anderer Bauer hatte nach der Ernte einen großen Streuhaufen auf dem Felde aufgeschichtet. Augustin aber war nicht faul und breitete während einer Nacht den ganzen Haufen über die Feldbreite aus. 'Wenn der eine oder andere Bauer einen Pflug, ein Egge oder ein anderes Gerät über Nacht auf dem Felde stehen ließ, so mußte er es am anderen Morgen bestimmt auf einem Baume suchen. Gab es in der Nähe einen Neuhau, so ersetzte der Augustin die Tannenbäumchen gewiß durch alte Stallbesen. Die meisten der so gefoppten Bauern lachten zu diesen Stücklein, aber es gab auch griesgrämige Leute, die keinen Spaß verstanden und den Augustin die Gendarmen auf den Hals hetzten. Gegen diese aber hatte der Augustin ihnen mächtigen Groll und so stellte er sich eines Nachts vor ihre Wohnung und schimpfte mit verstellter Stimme in allen Tonarten. Als die Beamten herabkamen und den Ruhestörer fassen wollten, kroch dieser in einen Abflußkanal. So trieb er es mehrere Stunden lang, bis er endlich aus seinem Versteck heraussagezogen und eingesperrt wurde. Doch die Strafe besserte ihn wenig und nach wie vor verübte er seine Stücklein zum Gaudium seiner lachlustigen Mitmenschen.